Titov Vrv (2747m)02.01.2022
Verhältnisse vom 04.07.2017
Maja e Njerit / Велика Рудока (Velika Rudoka) (2661m): Normalweg aus dem Kosovo
Das karthographische Abbild des Kosovo ist dem der Schweiz gar nicht so unähnlich. So, wie das Tessin keilartig ins italienische Territorium hineinfährt, zwängt sich im Süden des Kosovo das Dragashtal zwischen die Staatsgrenzen zu Albanien im Westen und Mazedonien im Osten. Teile des Tales bilden den bislang einizigen Nationalpark im Kosovo. Erreichbar ist es von Prizren aus, wo auch Busse bis in die Ortschaft Dragash hinauffahren. In Dragash muss sich der Reisende um eine alternative Fahrgelegenheit kümmern, entweder Taxi oder Mitfahrgelegenheit. Auch muss die Wahl getroffen werden, ob man weiter nach Brod im Südosten, und somit nahe der Grenze zu Mazedonien fahren möchte, Restelica im Zentrum des Tales, oder ob Opoja als Ausgangspunkt zu Erkundungen des Tales dienlich sein soll. Auch Dragash selbst wäre ein lohnender Ausgangspunkt für Exkursionen. Wer sich für den Hauptkamm des Shar Planina und die hohen Berge des Landes interessiert, ist am besten in Brod aufgehoben.
Das Shar-Planina und das sich südwestlich anschließende Korabgebirge gehören zu den höchsten Gebirgszügen des Balkan, über deren Höhen die Grenzverläufe zwischen Kosovo, Mazedonien und Albanien gezogen sind. Wenngleich dort markierte Wege sowohl aus der alten jugoslawischen Zeit, als auch neueren Datums vorhanden sind, bleibt das Shar Planina vor allem seit dem letzten Balkankonflikt weitgehend vom Tourismus unberührt, insbesondere von Besuchen ausländischer Reisender. Die einstige politische Isolation Albaniens trug zudem bereits zu frühreren Zeiten zu Einschränkungen und Isolation mancher Teilgebiete dort bei. Durch die Öffnung Albaniens ist manches dort wieder einfacher geworden, wohingegen durch den Zerfall Jugoslawiens neue Grenzen entstanden sind, wo einst niemand danach fragte, ob Wandersmann etwa vom Kosovo aus nach Mazedonien absteigen darf.
Dass im und ums Shar-Planina-Gebirge auch Wölfe, Bären und Luchse ihr Zuhause haben, dürfte wohl kaum je einem Wanderer zur Bedrohung werden. Vielmehr sollte bei Unternehmungen in diesem Gebirge ein gewisses Vorwissen über die Verhaltensweise gegenüber Hütehunden angeeignet werden. Die Hunderasse Shar Planinac gehört zum Gebirge wie der verbindende Name, denn Schafzucht ist dort noch weiter verbreitet, als etwa in den Prokletje.
Während im nahen Prizren noch albanisch gesprochen wird, könnte der Reisende sich wundern, dass sich in den Dörfern des Dragashtales die Minarette von Moscheen gen Himmel recken, die hiesige Bevölkerung aber einen serbischen Dialekt spricht. Die Gorani (slaw. für Bergbewohner) sind tatsächlich eine gesonderte Volksgruppe im Kosovo. Alte Traditionen werden hier noch gelebt und machen eine Reise ins Dragashtal umso interessanter. Ein kostenloser Onlineführer übers Dragashtal macht Lust auf mehr:
http://www.ks.undp.org/content/dam/kosovo/docs/publicationsenv/Dragash_Hiking_Guide.pdf
Die 2658 m hohe Velika Rudoka ist seit jüngst zurückliegenden Grenzkorrekturen zwischen Kosovo und Mazedonien der höchste Gipfel des Kosovo. Sie überragt die immer noch renommiertere, in den Alpet Shqipetare residierende Gjeravica um gerade mal zwei Meter. Über den Gipfel der Velika Rudoka zieht die Landesgrenze von Kosovo und Mazedonien, sie ist somit, anders als die Gjeravica, ein Zwei-Staaten-Gipfel.
Ich bestieg die Velika Rudoka am 10.06.2017. Es herrschten gute Wetterbedingungen. Nachmittags nahm die Bewölkung zwar zu, es blieb aber niederschlags- und vor allem gewitterfrei. Die noch vorhandenen Schneefelder in den oberen Regionen bereiteten keine Schwierigkeiten.
Wie es bei Exkursionen im Shar Planina eben so ist, begegnete ich auch den dortigen Hütehunden. Bereits gewohnt von meinen früheren Karpatenerkundungen ist sowas für mich weder neu noch besonders erschreckend, wenngleich zugegebenermaßen recht lästig. In zig Begegnungen mit Hütehunden, bei denen ich auch meist allein unterwegs war, bin ich noch nie gebissen worden. Als ich die Schwemmebene erreichte, erschien plötzlich ein halbes Dutzend dieser Tiere, obwohl weder Schafherde noch Schäfer zu sehen waren. Möglicherweise waren diese für mich uneinsehbar hinter einer Anhöhe versteckt. Man muss wissen, was die Hunde wollen: verschwinde aus unserem Revier, und das Revier ist immer die Nähe der Schafherde. Meine Wanderstöcke schützend hinter meinen Rücken haltend, ging ich also ganz gemächlich und unter Vermeidung hektischer Bewegungen weiter, begleitet von wild bellenden und bedrohlich knurrenden Hunden. Irgendwann war´s dann soweit - die Hunde blieben stehen, bellten mir nur noch drohend hinterher. Einer von ihnen verfolgte mich noch ein paar hundert Meter weiter, dann war auch er zufrieden. Das Problem bei solchen Vorkommnissen ist, dass man möglicherweise vorübergehend die markierte, bzw. geplante Route verlassen muss, manchmal auch um von Weitem sichtbare Schafherden präventiv zu umgehen. Das Shar Planina Gebirge zeigt, verglichen mit Gebieten unserer Alen und Voralpen, ein weniger schroffes Profil, im Sinne etwa von lauernden Felsabstürzen o.ä., somit kann hier mit wesentlich weniger Risiko auch mal querfeldein auf Sicht ab- oder aufgestiegen werden.
Wer Begegnungen mit Hütehunden gänzlich vermeiden will, sollte seine Wanderungen in die Vor- oder Nachsaison verlegen, wobei dann die Faktoren Wetter und Schneelage höhere Anforderungen stellen können. Auch muss damit gerechnet werden, dass man dann in den höheren Gebirgslagen keine Menschenseele mehr treffen wird. Wenn Schäfer unterwegs sind, werden sie immer die Hunde möglichst von Wanderern zurückhalten und in eventuellen Notfällen wären sie oft die einzig verfügbaren Personen im Gebirge.
Das Shar-Planina und das sich südwestlich anschließende Korabgebirge gehören zu den höchsten Gebirgszügen des Balkan, über deren Höhen die Grenzverläufe zwischen Kosovo, Mazedonien und Albanien gezogen sind. Wenngleich dort markierte Wege sowohl aus der alten jugoslawischen Zeit, als auch neueren Datums vorhanden sind, bleibt das Shar Planina vor allem seit dem letzten Balkankonflikt weitgehend vom Tourismus unberührt, insbesondere von Besuchen ausländischer Reisender. Die einstige politische Isolation Albaniens trug zudem bereits zu frühreren Zeiten zu Einschränkungen und Isolation mancher Teilgebiete dort bei. Durch die Öffnung Albaniens ist manches dort wieder einfacher geworden, wohingegen durch den Zerfall Jugoslawiens neue Grenzen entstanden sind, wo einst niemand danach fragte, ob Wandersmann etwa vom Kosovo aus nach Mazedonien absteigen darf.
Dass im und ums Shar-Planina-Gebirge auch Wölfe, Bären und Luchse ihr Zuhause haben, dürfte wohl kaum je einem Wanderer zur Bedrohung werden. Vielmehr sollte bei Unternehmungen in diesem Gebirge ein gewisses Vorwissen über die Verhaltensweise gegenüber Hütehunden angeeignet werden. Die Hunderasse Shar Planinac gehört zum Gebirge wie der verbindende Name, denn Schafzucht ist dort noch weiter verbreitet, als etwa in den Prokletje.
Während im nahen Prizren noch albanisch gesprochen wird, könnte der Reisende sich wundern, dass sich in den Dörfern des Dragashtales die Minarette von Moscheen gen Himmel recken, die hiesige Bevölkerung aber einen serbischen Dialekt spricht. Die Gorani (slaw. für Bergbewohner) sind tatsächlich eine gesonderte Volksgruppe im Kosovo. Alte Traditionen werden hier noch gelebt und machen eine Reise ins Dragashtal umso interessanter. Ein kostenloser Onlineführer übers Dragashtal macht Lust auf mehr:
http://www.ks.undp.org/content/dam/kosovo/docs/publicationsenv/Dragash_Hiking_Guide.pdf
Die 2658 m hohe Velika Rudoka ist seit jüngst zurückliegenden Grenzkorrekturen zwischen Kosovo und Mazedonien der höchste Gipfel des Kosovo. Sie überragt die immer noch renommiertere, in den Alpet Shqipetare residierende Gjeravica um gerade mal zwei Meter. Über den Gipfel der Velika Rudoka zieht die Landesgrenze von Kosovo und Mazedonien, sie ist somit, anders als die Gjeravica, ein Zwei-Staaten-Gipfel.
Ich bestieg die Velika Rudoka am 10.06.2017. Es herrschten gute Wetterbedingungen. Nachmittags nahm die Bewölkung zwar zu, es blieb aber niederschlags- und vor allem gewitterfrei. Die noch vorhandenen Schneefelder in den oberen Regionen bereiteten keine Schwierigkeiten.
Wie es bei Exkursionen im Shar Planina eben so ist, begegnete ich auch den dortigen Hütehunden. Bereits gewohnt von meinen früheren Karpatenerkundungen ist sowas für mich weder neu noch besonders erschreckend, wenngleich zugegebenermaßen recht lästig. In zig Begegnungen mit Hütehunden, bei denen ich auch meist allein unterwegs war, bin ich noch nie gebissen worden. Als ich die Schwemmebene erreichte, erschien plötzlich ein halbes Dutzend dieser Tiere, obwohl weder Schafherde noch Schäfer zu sehen waren. Möglicherweise waren diese für mich uneinsehbar hinter einer Anhöhe versteckt. Man muss wissen, was die Hunde wollen: verschwinde aus unserem Revier, und das Revier ist immer die Nähe der Schafherde. Meine Wanderstöcke schützend hinter meinen Rücken haltend, ging ich also ganz gemächlich und unter Vermeidung hektischer Bewegungen weiter, begleitet von wild bellenden und bedrohlich knurrenden Hunden. Irgendwann war´s dann soweit - die Hunde blieben stehen, bellten mir nur noch drohend hinterher. Einer von ihnen verfolgte mich noch ein paar hundert Meter weiter, dann war auch er zufrieden. Das Problem bei solchen Vorkommnissen ist, dass man möglicherweise vorübergehend die markierte, bzw. geplante Route verlassen muss, manchmal auch um von Weitem sichtbare Schafherden präventiv zu umgehen. Das Shar Planina Gebirge zeigt, verglichen mit Gebieten unserer Alen und Voralpen, ein weniger schroffes Profil, im Sinne etwa von lauernden Felsabstürzen o.ä., somit kann hier mit wesentlich weniger Risiko auch mal querfeldein auf Sicht ab- oder aufgestiegen werden.
Wer Begegnungen mit Hütehunden gänzlich vermeiden will, sollte seine Wanderungen in die Vor- oder Nachsaison verlegen, wobei dann die Faktoren Wetter und Schneelage höhere Anforderungen stellen können. Auch muss damit gerechnet werden, dass man dann in den höheren Gebirgslagen keine Menschenseele mehr treffen wird. Wenn Schäfer unterwegs sind, werden sie immer die Hunde möglichst von Wanderern zurückhalten und in eventuellen Notfällen wären sie oft die einzig verfügbaren Personen im Gebirge.
Das Hotel Arxhena bietet für € 30.- pro Nacht incl. Frühstück gute balkanische Mittelklasse. Allerdings sprach vom Personal niemand englisch oder deutsch, was bezüglich meiner Verköstigung kein Problem darstellte :-). Wer es ganz zünftig möchte, kann sich in Brod nach einer Übernachtung erkundigen. Die Dorfbewohner zeigten sich sehr kontaktfreudig und interessiert an mir als fremdem Besucher.
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