Gjeravicë (2656m)12.09.2022
Verhältnisse vom 30.06.2017
Gjeravicë (2656m): Überschreitung ab Decan
Eine Neuvermessung an der Velika Rudoka (alban.: Maja e Njerit) im Sar Planina-Gebirge, Grenze Kosovo/Mazedonien hat dort eine Höhe von 2658 m ergeben. Die Rudoka schlägt somit die Gjeravica mit 2656 m um 2 Meter und kann bis auf Weiteres als höchster Gipfel des Kosovo bzw. nach serbischer Lesart Serbiens angesehen werden. Dem Mythos Geravica hat das bislang kaum geschadet, denn ihre solitäre Erscheinung und die langen Grate küren die Gjeravica zu einem der prominentesten Berge des gesamten Balkan. In den Augen der meisten Einheimischen dürfte sie weiterhin die Landeshöchste bleiben, denn anders als die Velika Rudoka ist die Gjeravica auch Nicht-Bergsteigern ein Begriff. Ohnehin wird sie weiterhin der höchste Gipfel auf rein kosovarischem, bzw. serbischem Territorium bleiben. Der Berg befindet sich in den Prokletije, was auf deutsch mit verfluchte oder verwunschene Berge übersetzt wird. Alpet Shqiptare lautet die albanische Bezeichnung, zu deutsch Albanische Alpen. Die Prokletije, bzw. Albanischen Alpen haben Hochgebirgscharakter mit strengen, langen und schneereichen Wintern. Kosovo, Albanien und Montenegro haben jeweils Anteil am Gebirge. Der höchste Gipfel der Alpet Shquiptare ist der 2694 m hohe Maja e Jezerces (serb.: Jezerca), welcher sich in Albanien befindet. Besonders der albanische Teil der Prokletije weist mit seinen enormen Felswänden und abgrundtiefen Schluchten ein erstaunlich hochalpines Erscheinungsbild auf.
Die Gjeravica steht im Westen des Kosovo oberhalb der Ortschaften Junik und Decan und überragt dort dominant die Ebene der Metohija. Die Landesgrenzen zu Albanien und Montenegro sind nicht weit. So kann der Berg auch im Rahmen des Fernwanderweges „Peaks of the Balkan“ von der albanischen Doberdol-Alm aus ebenfalls bestiegen werden (1 Extratag, Grenzvorschriften beachten!).
Das im 14 Jhdt. errichtete Kloster Visoki Decani befindet sich am Fuß des Berges nahe der kosovarischen Stadt Decan. Das Kloster birgt u.a. die einzigen noch aus dem Mittelalter komplett erhaltenen Fresken im gesamten Verbreitungskreis der serbisch-orthodoxen Kirche, sowie das Grab des einstigen Herrschers Stefan Uros III, und genießt den Rang eines Weltkulturerbes. Seit dem Kosovo-Krieg bleibt es von KFOR-Soldaten bewacht. Ein Besuch des Klosters ist jedoch problemlos möglich. Der etwas südlichere Talort Junik ist zudem bekannt für einige der besterhaltenen Kullas im Kosovo. Kullas sind altalbanische Wehrtürme. In ihnen fanden einst auch von der Blutrache bedrohte Familienmitglieder Unterschlupf.
Eine Empfehlung als Reiselektüre ist Ismail Kadares Roman „Der zerbrochene April“, in welchem dem Leser spannend, melancholisch und tragisch Leben, Lieben und Sterben in den Dörfern des albanischen Hochlands des vorletzten Jahrhunderts zuteil wird, einer Welt, die unausweichlich von den Gesetzen des Kanun, eines uralten archaischen Ehrenkodexes bestimmt war.
Nachdem ich in Decan mit dem Fahrer eines 4X4-Geländefahrzeuges über den Preis nicht einig wurde, es schon zu spät geworden war, mich weiterhin nach einem solchen Fahrzeug umzuschauen und ein normales Taxi für die Anfahrt zur Gropa Erenikut nicht in Frage kam, fasste ich kurzfristig den Entschluss, die Gjeravica von Decan aus zu besteigen, um danach nach Junik hinunterzuwandern. So stellte ich den Wecker und brach um 4.45 h auf.
Als ich gegen 16 Uhr an der Gropa Erenikut ankam, war abzusehen, dass ich Junik erst in der Dunkelheit erreichen würde. Kurz hinter Gropa Erenikut wurde ich aber von zwei Jungs auf dem Traktor mitgenommen und nach abenteuerlicher Fahrt von meinen neuen Freunden gegen 18.00 Uhr direkt vor´s Hotel in Junik gefahren.
Nach einem gescheiterten Versuch vor zweieinhalb Jahren vom albanischen Doberdol aus wollte ich mir die Gjeravica diesmal auf keinen Fall durch die Lappen gehen lassen. Glücklicherweise war mir auch das Wetter hold, sodass meine Gjeravica-Besteigung zu einem unvergesslichen Erlebnis werden konnte. Ich bestieg den Berg am 12.06.2017.
Die Gjeravica steht im Westen des Kosovo oberhalb der Ortschaften Junik und Decan und überragt dort dominant die Ebene der Metohija. Die Landesgrenzen zu Albanien und Montenegro sind nicht weit. So kann der Berg auch im Rahmen des Fernwanderweges „Peaks of the Balkan“ von der albanischen Doberdol-Alm aus ebenfalls bestiegen werden (1 Extratag, Grenzvorschriften beachten!).
Das im 14 Jhdt. errichtete Kloster Visoki Decani befindet sich am Fuß des Berges nahe der kosovarischen Stadt Decan. Das Kloster birgt u.a. die einzigen noch aus dem Mittelalter komplett erhaltenen Fresken im gesamten Verbreitungskreis der serbisch-orthodoxen Kirche, sowie das Grab des einstigen Herrschers Stefan Uros III, und genießt den Rang eines Weltkulturerbes. Seit dem Kosovo-Krieg bleibt es von KFOR-Soldaten bewacht. Ein Besuch des Klosters ist jedoch problemlos möglich. Der etwas südlichere Talort Junik ist zudem bekannt für einige der besterhaltenen Kullas im Kosovo. Kullas sind altalbanische Wehrtürme. In ihnen fanden einst auch von der Blutrache bedrohte Familienmitglieder Unterschlupf.
Eine Empfehlung als Reiselektüre ist Ismail Kadares Roman „Der zerbrochene April“, in welchem dem Leser spannend, melancholisch und tragisch Leben, Lieben und Sterben in den Dörfern des albanischen Hochlands des vorletzten Jahrhunderts zuteil wird, einer Welt, die unausweichlich von den Gesetzen des Kanun, eines uralten archaischen Ehrenkodexes bestimmt war.
Nachdem ich in Decan mit dem Fahrer eines 4X4-Geländefahrzeuges über den Preis nicht einig wurde, es schon zu spät geworden war, mich weiterhin nach einem solchen Fahrzeug umzuschauen und ein normales Taxi für die Anfahrt zur Gropa Erenikut nicht in Frage kam, fasste ich kurzfristig den Entschluss, die Gjeravica von Decan aus zu besteigen, um danach nach Junik hinunterzuwandern. So stellte ich den Wecker und brach um 4.45 h auf.
Als ich gegen 16 Uhr an der Gropa Erenikut ankam, war abzusehen, dass ich Junik erst in der Dunkelheit erreichen würde. Kurz hinter Gropa Erenikut wurde ich aber von zwei Jungs auf dem Traktor mitgenommen und nach abenteuerlicher Fahrt von meinen neuen Freunden gegen 18.00 Uhr direkt vor´s Hotel in Junik gefahren.
Nach einem gescheiterten Versuch vor zweieinhalb Jahren vom albanischen Doberdol aus wollte ich mir die Gjeravica diesmal auf keinen Fall durch die Lappen gehen lassen. Glücklicherweise war mir auch das Wetter hold, sodass meine Gjeravica-Besteigung zu einem unvergesslichen Erlebnis werden konnte. Ich bestieg den Berg am 12.06.2017.
Das Kosovo ist ein touristisch bislang weitestgehend unbeachtetes Land geblieben. Nicht zuletzt tragen Ängste und Vorurteile dazu bei. Ich bin eine Woche lang allein und mit der Absicht, dort Berge zu besteigen, aber auch Land, Kultur und Menschen ein wenig kennenzulernen, durchs Land gereist und mit einer Fülle von Eindrücken wieder heimgekehrt. Ich kann eine solche Reise nur empfehlen.
Das Hotel "Oda e Junikut" war das beste Hotel, welches ich auf meiner Reise kennenlernen durfte. Freundliches und hilfsbereites, z.T. auch deutschsprachiges Personal, leckeres Essen, hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis!
Das Hotel "Oda e Junikut" war das beste Hotel, welches ich auf meiner Reise kennenlernen durfte. Freundliches und hilfsbereites, z.T. auch deutschsprachiges Personal, leckeres Essen, hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis!
Letzte Änderung: 30.06.2017, 23:21Aufrufe: 3856 mal angezeigt
Aktuelle Verhältnisse in der Umgebung
Gjeravicë (2656m)
Überschreitung ab Decan
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