Von Alp Grüm (2091 m) zur Forcula dal Caral (2831 m) und über den NO-Grat (Cresta da Caral [3065 m]) zum Piz Caral. Abstieg über den obersten S-Grat, die SW-Flanke, die untere S-Seite des Piz Cambrena zum Lagh da Caralin (2322 m) u d zurück zur Alp Grüm02.10.2023
Routenbeschreibung
Piz Caral (3421m)
Piz Caral. Von Alp Grüm zur Forcula dal Caral und über den NO-Grat. Abstieg über obersten S-Grat, SW-Flanke und S-Seite des Piz Cambrena zum Lagh da Caralin u. zurück zur Alp Grüm
Zustieg von Alp Grüm (2091 m) zur Forcula dal Caral (2831 m):
Von Alp Grüm auf markiertem Wanderweg in Richtung Ristorante Sassal Mason.
(Eine möglicherweise schnellere Alternative ist es, an der Weggabelung [ca. 2180 m], wo sich der Weg Richtung Ristorante und der Weg zum Lagh da Caralin aufzweigen, den nach links abbiegenden und nur wenig ansteigenden Wanderweg zum Lagh da Caralin zu nutzen. Kurz vor dem 2. Tunnel bzw. ca. 300 m vor dem P. 2255 m muss man den Wanderweg verlassen und Richtung NW weglos aufsteigen, um an die linke Seite des S-Ausläufers des S-Grats des P. 2989 m im W-Grat des Sassal Mason zu gelangen [s. Kartenskizze]).
Nach der letzten Rechtskehre des Wanderwegs Richtung Ristorante, in einer Höhe von ca. 2340 m, nach links auf einen nicht markierten Pfad abzweigen und einer Wasserschlauchleitung Richtung W querend folgen. Den ersten Rasenkamm am besten unterhalb der Felsen auf ca. 2320 m in der steilen Grasflanke etwas mühsam queren, dann auf einem jetzt wieder sichtbaren Pfad weiter queren, eine Bachrinne überschreiten und dann leicht schräg ansteigen zum zweiten Rasenkamm, einem Süd-Ausläufer des S-Grats des P. 2989 m im W-Grat des Sassal Mason. Dieser Kamm wird auf ca. 2440 m unterquert und man steigt in der Folge ziemlich direkt am Fuß der W-Seite des S-Grates des P. 2989 m auf, um z. T. Spuren in den Rasenschrofen zu nutzen und um die links (westlich) davon sich befindende Geröllhalde zunächst noch zu vermeiden. Ab ca. 2600 m gelingt dies nicht mehr und man muss in dem unangenehmen Geröllfeld Richtung P. 2722 m aufsteigen und gelangt so, am Ende wieder in einfacher zu begehendem Schutt, in die Forcula dal Caral (Gedenktafel) mit schönem Blick zum Passo del Bernina und Lago Bianco (ca. 3 h effektive Marschzeit).
Von der Forcula dal Caral (2831) über den NO-Grat bzw. die Cresta Caral (3065 m) zum Piz Caral (3421 m):
Von der Forcula dal Caral steigt man anfangs ca. 80 Höhenmeter auf der S-Seite des kurzen Gratabschnitts auf, der vom NO-Grat zur Forcula nach O abzweigt. Später kann man rechtshaltend den NO-Grat erreichen, über den man meistens am besten direkt über den Grat bis vor die höchsten Graterhebungen der Cresta Caral aufsteigt. Beim P. 3065 m steigt man an seinem Fuß auf der O-Seite (links i. S. des Aufstiegs) an, um zum höchsten Punkt zu gelangen. Anschließend weiter über den Grat, wobei ein roter Turm wahrscheinlich besser auf dessen S-Seite ca. 10 m unterhalb umgangen wird.
Den letzten ca. 50 m hohen Aufschwung zum Gipfel überwindet man wieder am besten direkt über den Grat (bei Schnee und Eis, wie am 02.10.2023, kurz etwas heikel); eine Querung am Fuß dieses Aufschwungs in die O-Seite mit anschließendem Anstieg durch brüchige Risse ist nicht zu empfehlen.
Höhendifferenz zwischen Forcula dal Caral und Gipfel: 600 m
Schwierigkeit: I-II+, insgesamt ZS-
Ca. 2–3 h effektive Aufstiegszeit von der Forcula dal Caral zum Gipfel.
Abstiegsoptionen
Über die NNW-Flanke zum Lago Bianco: Vom Gipfel über den einfachen W-Grat in die Forcula dal Cambrena „Ost“ (3372 m) und von dort über die NNW-Flanke zum spaltenreichen Vadret da Cambrena (Gletscherausrüstung inkl. Steigeisen erforderlich!). Dies ist bei entsprechenden Schneeverhältnissen wahrscheinlich die schnellste Option, um ins Tal am Lago Bianco zu gelangen.
Nach Süden: Über den obersten S-Grat (Begehung am 02.10.2023, Albrecht Gauss).
Vom Gipfel über den obersten Teil des S-Grates hinab bis zu einem flacheren Gratabschnitt auf ca. 3350 m. Dazu steigt man zunächst direkt am Grat, dann kurz in der O-Seite ab, um zum steilen Gratabbruch direkt oberhalb des folgenden flacheren Gratabschnitts zu gelangen. Den schwierigen Direktabstieg über diesen Gratabbruch kann man durch kurzen Abstieg auf der W-Seite und anschließende Querung am Fuß des Gratabbruchs entlang zurück zum dann abgeflachten Grat vermeiden. Von diesem flachen und breiten S-Gratabschnitt über ein steiles Schuttfeld ca. 30 Höhenmeter nach W auf den Gletscher hinunter. Mit Steigeisen über den aperen Gletscher nach SW, wobei dieser schon auf ca. 3160 m im Geröll endet. Über Geröllhalden und Moränenkämme – ca. 400 m westlich vom P. 3156 m – bis auf ca. 3040 m hinab, wo man den Gletscherarm des aperen geröllbedeckten Vadret da Palü, der zur Südwand des Piz Cambrena hochzieht, erreicht. Leichter Abstieg über diesen Gletscher ohne Steigeisen in Richtung S.
Bei ca. 2900 m endet der Gletscher und man erreicht bald einen tosenden Bach, auf dessen orographisch rechter Seite (i. S. des Abstiegs rechts) man im Geröll absteigt, bis auf ca. 2870/2850 m eine Engstelle auftaucht. Linkerhand (links vom Bach) sind auf der W-Seite von Caralin steile Gletscherschliffplatten, die sich nicht zum Abstieg eignen. Man bleibt daher auf der rechten Bachseite und klettert oberhalb des reißenden Bachs über flachere Platten (I-II) soweit abwärts, bis man am rechten Bachrand am Fuß einer Felswand entlang absteigen kann.
Im jetzt flacheren Blockgelände quert man auf ca. 2750 m den Bach (bei hoher Wasserführung potentiell schwierig) und steigt ca. 100 m nördlich vom Bach über einfaches Gelände bis auf ca. 2580 m ab, wo man die Querung unterhalb von Caralin und dem P. 2663 m ansetzt. Ca. 300 m östlich vom P. 2663 m scheint es am besten, direkt hinunter nach Süden in Richtung der Mitte des Lagh da Caralin abzusteigen, zunächst über steile Rasenschrofen, dann über Geröll und einem Bachlauf entlang. Letztlich steuert man einen Moränenkamm an, den man aber bald wieder rechtshaltend Richtung der jetzt flacher werdenden Geröllhalde verlässt. Am Ende steigt man etwa zur Mitte des nördlichen Seeufers ab. (Eine weitere Querung nach NO in Richtung der in der LKS eingezeichneten Rasenschrofen auf ca. 2520 m, dann 2480 m Höhe bis oberhalb der Stahlbrücke über den aus dem See abfließenden Bach scheint nicht empfehlenswert, da sich dort eine Erdrutschzone befindet [s. Fotos]). Auch in der Skiroutenkarte von swisstopo ist die Route zur Überwindung dieses Steilhangs oberhalb und nicht östlich des Sees eingezeichnet.
Am nördlichen Seeufer entlang gehend steuert man das östliche Ende des Sees an und erreicht nach Querung des aus dem See fließenden Bachs den markierten, wegen Bergsturz und Steinschlaggefahr (seit 2019?) gesperrten, Wanderweg Richtung Alp Grüm (s. https://www.valposchiavo.ch/de/blog-valposchiavo/455-wanderweg-zum-lagh-da-caralin-gesperrt).
Zur Zeit (Oktober 2023) ist auch der südliche Wanderweg zum Lagh da Palü nach schwerem Unwetter Ende August gesperrt (voraussichtlich bis Frühjahr/Sommer 2024, https://www.valposchiavo.ch/de/content/2-keine-kategorie/524-mitteilung-an-die-wanderer).
Daher scheint es momentan am besten – allerdings auf eigene Gefahr – den nordseitigen Wanderweg über Li Mandri Richtung Alp Grüm zu nutzen (viele Steinmännchen im Bereich der Geröllhalde des Bergsturzes). Zu beachten ist, dass der letzte von den 3 Tunnels, durch die der flach verlaufende Wanderweg führt, an seinem O-Ende vergittert ist. Eine kurze Umgehung unterhalb ist jedoch problemlos möglich.
Hinweise
Ein Abstiegsversuch über den W-Grat in eine erste Scharte (Forcula dal Cambrena „Ost“, 3372 m) (bis zur Scharte verlockend einfach in feinschuttigem Gelände) und von dort über ein sich anbietendes steiles Schuttfeld nach Süden hinab scheiterte am 02.10.2023 nach ca. 70 Höhenmetern Abstieg vom Gipfel trotz sekundärem Einsatz von Steigeisen und Eisbeil wegen der als hoch eingestuften Absturzgefahr. Denn das steile Schuttfeld endet in einer Felsrinne und unterhalb davon – höchstwahrscheinlich durch die Gletscherschmelze bedingt – befinden sich steile Felsabbrüche, wo früher wahrscheinlich Firn lag. Diese Option des Abstiegs (oder Aufstiegs) findet sich in der 6. Aufl. des Alpinführers Bündner Alpen, Berrninamassiv und Valposchiavo (P. Giuliani, 2007, S252, SAC-Verlag) wie im Clubführer des SAC, Bündner Alpen Band V Bernina-Gruppe (M. Kurz, 3. Auflage neu bearbeitet von O. Kaiser 1973, S216, 219, Verlag des SAC) und wird dort jeweils als „leicht“ beschrieben.
Ob ein Abstieg/Aufstieg durch die S-Rinne der westlich gelegenen Forcula dal Cambrena „West“ (3385 m) nach S einfacher und risikoärmer ist, war trotz intensiver Recherche in der Führerliteratur und im Internet nicht zu klären.
Ein Abstieg über Caralin (südlich vom P. 3156 m) scheint aufgrund eines Tourenberichts von 2011 nicht empfehlenswert (https://gr3000.ch/piz-darlas-piz-cambrena-und-piz-caral/).
Die massiven Veränderungen durch die Gletscherschmelze auf der Südseite des Piz Caral und der Forcula dal Cambrena „Ost“ (P. 3372 m) mit konsekutiver Erhöhung der Schwierigkeiten beim Abstieg nach S springen ins Auge, wenn man die Entstehung des Lagh da Caralin betrachtet. Der im Jahr 2023 eine Länge von ca. 475 m und eine Breite von ca. 200 m aufweisende See war im Jahr 2000 noch nicht existent! (s. Zeitreise – Kartenwerke – swisstopo).
Kotierung der Forcula dal Cambrena:
Die Angaben zur genauen Lage der Forcula dal Cambrena und ihrer Höhenkotierung in den Clubführern des SAC und CAI sind nicht kongruent bzw. unscharf (Alpinführer Bündner Alpen Band 6, Bernina-Massiv und Valposchiavo [Pierino Giuliani, 6. Auflage, SAC-Verlag, 2007]; Clubführer des SAC Bündner Alpen Band V, Bernina-Gruppe [verfasst von Marcel Kurz, 3. Aufl. neu bearbeitet von Otto Kaiser, Verlag des SAC, 1973]; Clubführer des SAC Bündner Alpen V. Band, Bernina-Gruppe [verfasst von Marcel Kurz, Revision der 2. Aufl. H Tegtgel, SAC 1954/1955]; Guida dei Monti d’Italia, Guida Bernina [N. Canetta, G. Miottti, Club Alpino Italiano e del Touring Editore S.R.L, Milano, 1996]).
Im SAC-Führer 1954/1955 wird die Forcula dal Cambrena mit 3382 m kotiert, ebenso im Kleinen Führer, Berninagruppe (W. Flaig, 1973), während im Clubführer des SAC von 1973, im Alpinführer Bündner Alpen 5, 2007 und im Guida dei Monti d’Italia, Guida Bernina (N. Canetta, G. Miottti, Club Alpino Italiano e del Touring Editore S.R.L, Milano, 1996) die Forcula dal Cambrena mit 3373 m kotiert wird. Andererseits wird die Forcula dal Cambrena im Alpinführer Bündner Alpen Band 6, Bernina-Massiv und Valposchiavo (Pierino Giuliani, 6. Auflage, SAC-Verlag, 2007) in einem Foto dieses Führers auf S. 253 einer Scharte zugewiesen, die dem P. 3385 m entspricht.
Auch in der aktuellen digitalen Version der Schweizer Landeskarte (https://map.geo.admin.ch/?topic=swisstopo, Zugriff am 17.10.2023) wird – bei entsprechender Vergrößerung – offen gelassen, ob der P. 3372 m oder der P. 3385 m die Forcula dal Cambrena darstellt.
Eine Option wäre, den P. 3372 m als Forcula dal Cambrena Ost (= östliche Forcula dal Cambrena) und den P. 3385 m als Forcula dal Cambrena West (Vest) (westliche Forcula dal Cambrena) zu bezeichnen. Als Übergang von Nord nach Süd bzw. in umgekehrter Richtung haben die beiden Scharten aufgrund der abschmelzenden Gletscher mit Freilegung steiler und gefährlicher Fels- und Geröllpartien auf der Südseite wahrscheinlich nur geringe Bedeutung.
Literatur
Giuliani P, Alpinführer Bündner Alpen 5, Bernina-Massiv und Valposchiavo
6. Aufl., SAC Verlag, 2007
Kaiser O, Kurz M, Bündner Alpen Band V, Bernina-Gruppe, 3 Aufl., Verlag des SAC, 1973
Tegtgel, O, Kurz M, Clubführer durch die Büdner Alpen V. Band, Bernina-Gruppe, 2. Aufl., Schweizer Alpenclub, Sprecher, Eggerling & Co, Chur, 1954/1955
Canetta, G, Miottti N, Guida dei Monti d’Italia, Guida Bernina, Club Alpino Italiano e del Touring Editore S.R.L, Milano, 1996
Flaig W, Kleiner Führer Bernina-Gruppe, 6. Aufl., Rother, München, 1973
Karten
Landeskarte der Schweiz 1:25.000, Bl. 1278, La Rösa
Von Alp Grüm auf markiertem Wanderweg in Richtung Ristorante Sassal Mason.
(Eine möglicherweise schnellere Alternative ist es, an der Weggabelung [ca. 2180 m], wo sich der Weg Richtung Ristorante und der Weg zum Lagh da Caralin aufzweigen, den nach links abbiegenden und nur wenig ansteigenden Wanderweg zum Lagh da Caralin zu nutzen. Kurz vor dem 2. Tunnel bzw. ca. 300 m vor dem P. 2255 m muss man den Wanderweg verlassen und Richtung NW weglos aufsteigen, um an die linke Seite des S-Ausläufers des S-Grats des P. 2989 m im W-Grat des Sassal Mason zu gelangen [s. Kartenskizze]).
Nach der letzten Rechtskehre des Wanderwegs Richtung Ristorante, in einer Höhe von ca. 2340 m, nach links auf einen nicht markierten Pfad abzweigen und einer Wasserschlauchleitung Richtung W querend folgen. Den ersten Rasenkamm am besten unterhalb der Felsen auf ca. 2320 m in der steilen Grasflanke etwas mühsam queren, dann auf einem jetzt wieder sichtbaren Pfad weiter queren, eine Bachrinne überschreiten und dann leicht schräg ansteigen zum zweiten Rasenkamm, einem Süd-Ausläufer des S-Grats des P. 2989 m im W-Grat des Sassal Mason. Dieser Kamm wird auf ca. 2440 m unterquert und man steigt in der Folge ziemlich direkt am Fuß der W-Seite des S-Grates des P. 2989 m auf, um z. T. Spuren in den Rasenschrofen zu nutzen und um die links (westlich) davon sich befindende Geröllhalde zunächst noch zu vermeiden. Ab ca. 2600 m gelingt dies nicht mehr und man muss in dem unangenehmen Geröllfeld Richtung P. 2722 m aufsteigen und gelangt so, am Ende wieder in einfacher zu begehendem Schutt, in die Forcula dal Caral (Gedenktafel) mit schönem Blick zum Passo del Bernina und Lago Bianco (ca. 3 h effektive Marschzeit).
Von der Forcula dal Caral (2831) über den NO-Grat bzw. die Cresta Caral (3065 m) zum Piz Caral (3421 m):
Von der Forcula dal Caral steigt man anfangs ca. 80 Höhenmeter auf der S-Seite des kurzen Gratabschnitts auf, der vom NO-Grat zur Forcula nach O abzweigt. Später kann man rechtshaltend den NO-Grat erreichen, über den man meistens am besten direkt über den Grat bis vor die höchsten Graterhebungen der Cresta Caral aufsteigt. Beim P. 3065 m steigt man an seinem Fuß auf der O-Seite (links i. S. des Aufstiegs) an, um zum höchsten Punkt zu gelangen. Anschließend weiter über den Grat, wobei ein roter Turm wahrscheinlich besser auf dessen S-Seite ca. 10 m unterhalb umgangen wird.
Den letzten ca. 50 m hohen Aufschwung zum Gipfel überwindet man wieder am besten direkt über den Grat (bei Schnee und Eis, wie am 02.10.2023, kurz etwas heikel); eine Querung am Fuß dieses Aufschwungs in die O-Seite mit anschließendem Anstieg durch brüchige Risse ist nicht zu empfehlen.
Höhendifferenz zwischen Forcula dal Caral und Gipfel: 600 m
Schwierigkeit: I-II+, insgesamt ZS-
Ca. 2–3 h effektive Aufstiegszeit von der Forcula dal Caral zum Gipfel.
Abstiegsoptionen
Über die NNW-Flanke zum Lago Bianco: Vom Gipfel über den einfachen W-Grat in die Forcula dal Cambrena „Ost“ (3372 m) und von dort über die NNW-Flanke zum spaltenreichen Vadret da Cambrena (Gletscherausrüstung inkl. Steigeisen erforderlich!). Dies ist bei entsprechenden Schneeverhältnissen wahrscheinlich die schnellste Option, um ins Tal am Lago Bianco zu gelangen.
Nach Süden: Über den obersten S-Grat (Begehung am 02.10.2023, Albrecht Gauss).
Vom Gipfel über den obersten Teil des S-Grates hinab bis zu einem flacheren Gratabschnitt auf ca. 3350 m. Dazu steigt man zunächst direkt am Grat, dann kurz in der O-Seite ab, um zum steilen Gratabbruch direkt oberhalb des folgenden flacheren Gratabschnitts zu gelangen. Den schwierigen Direktabstieg über diesen Gratabbruch kann man durch kurzen Abstieg auf der W-Seite und anschließende Querung am Fuß des Gratabbruchs entlang zurück zum dann abgeflachten Grat vermeiden. Von diesem flachen und breiten S-Gratabschnitt über ein steiles Schuttfeld ca. 30 Höhenmeter nach W auf den Gletscher hinunter. Mit Steigeisen über den aperen Gletscher nach SW, wobei dieser schon auf ca. 3160 m im Geröll endet. Über Geröllhalden und Moränenkämme – ca. 400 m westlich vom P. 3156 m – bis auf ca. 3040 m hinab, wo man den Gletscherarm des aperen geröllbedeckten Vadret da Palü, der zur Südwand des Piz Cambrena hochzieht, erreicht. Leichter Abstieg über diesen Gletscher ohne Steigeisen in Richtung S.
Bei ca. 2900 m endet der Gletscher und man erreicht bald einen tosenden Bach, auf dessen orographisch rechter Seite (i. S. des Abstiegs rechts) man im Geröll absteigt, bis auf ca. 2870/2850 m eine Engstelle auftaucht. Linkerhand (links vom Bach) sind auf der W-Seite von Caralin steile Gletscherschliffplatten, die sich nicht zum Abstieg eignen. Man bleibt daher auf der rechten Bachseite und klettert oberhalb des reißenden Bachs über flachere Platten (I-II) soweit abwärts, bis man am rechten Bachrand am Fuß einer Felswand entlang absteigen kann.
Im jetzt flacheren Blockgelände quert man auf ca. 2750 m den Bach (bei hoher Wasserführung potentiell schwierig) und steigt ca. 100 m nördlich vom Bach über einfaches Gelände bis auf ca. 2580 m ab, wo man die Querung unterhalb von Caralin und dem P. 2663 m ansetzt. Ca. 300 m östlich vom P. 2663 m scheint es am besten, direkt hinunter nach Süden in Richtung der Mitte des Lagh da Caralin abzusteigen, zunächst über steile Rasenschrofen, dann über Geröll und einem Bachlauf entlang. Letztlich steuert man einen Moränenkamm an, den man aber bald wieder rechtshaltend Richtung der jetzt flacher werdenden Geröllhalde verlässt. Am Ende steigt man etwa zur Mitte des nördlichen Seeufers ab. (Eine weitere Querung nach NO in Richtung der in der LKS eingezeichneten Rasenschrofen auf ca. 2520 m, dann 2480 m Höhe bis oberhalb der Stahlbrücke über den aus dem See abfließenden Bach scheint nicht empfehlenswert, da sich dort eine Erdrutschzone befindet [s. Fotos]). Auch in der Skiroutenkarte von swisstopo ist die Route zur Überwindung dieses Steilhangs oberhalb und nicht östlich des Sees eingezeichnet.
Am nördlichen Seeufer entlang gehend steuert man das östliche Ende des Sees an und erreicht nach Querung des aus dem See fließenden Bachs den markierten, wegen Bergsturz und Steinschlaggefahr (seit 2019?) gesperrten, Wanderweg Richtung Alp Grüm (s. https://www.valposchiavo.ch/de/blog-valposchiavo/455-wanderweg-zum-lagh-da-caralin-gesperrt).
Zur Zeit (Oktober 2023) ist auch der südliche Wanderweg zum Lagh da Palü nach schwerem Unwetter Ende August gesperrt (voraussichtlich bis Frühjahr/Sommer 2024, https://www.valposchiavo.ch/de/content/2-keine-kategorie/524-mitteilung-an-die-wanderer).
Daher scheint es momentan am besten – allerdings auf eigene Gefahr – den nordseitigen Wanderweg über Li Mandri Richtung Alp Grüm zu nutzen (viele Steinmännchen im Bereich der Geröllhalde des Bergsturzes). Zu beachten ist, dass der letzte von den 3 Tunnels, durch die der flach verlaufende Wanderweg führt, an seinem O-Ende vergittert ist. Eine kurze Umgehung unterhalb ist jedoch problemlos möglich.
Hinweise
Ein Abstiegsversuch über den W-Grat in eine erste Scharte (Forcula dal Cambrena „Ost“, 3372 m) (bis zur Scharte verlockend einfach in feinschuttigem Gelände) und von dort über ein sich anbietendes steiles Schuttfeld nach Süden hinab scheiterte am 02.10.2023 nach ca. 70 Höhenmetern Abstieg vom Gipfel trotz sekundärem Einsatz von Steigeisen und Eisbeil wegen der als hoch eingestuften Absturzgefahr. Denn das steile Schuttfeld endet in einer Felsrinne und unterhalb davon – höchstwahrscheinlich durch die Gletscherschmelze bedingt – befinden sich steile Felsabbrüche, wo früher wahrscheinlich Firn lag. Diese Option des Abstiegs (oder Aufstiegs) findet sich in der 6. Aufl. des Alpinführers Bündner Alpen, Berrninamassiv und Valposchiavo (P. Giuliani, 2007, S252, SAC-Verlag) wie im Clubführer des SAC, Bündner Alpen Band V Bernina-Gruppe (M. Kurz, 3. Auflage neu bearbeitet von O. Kaiser 1973, S216, 219, Verlag des SAC) und wird dort jeweils als „leicht“ beschrieben.
Ob ein Abstieg/Aufstieg durch die S-Rinne der westlich gelegenen Forcula dal Cambrena „West“ (3385 m) nach S einfacher und risikoärmer ist, war trotz intensiver Recherche in der Führerliteratur und im Internet nicht zu klären.
Ein Abstieg über Caralin (südlich vom P. 3156 m) scheint aufgrund eines Tourenberichts von 2011 nicht empfehlenswert (https://gr3000.ch/piz-darlas-piz-cambrena-und-piz-caral/).
Die massiven Veränderungen durch die Gletscherschmelze auf der Südseite des Piz Caral und der Forcula dal Cambrena „Ost“ (P. 3372 m) mit konsekutiver Erhöhung der Schwierigkeiten beim Abstieg nach S springen ins Auge, wenn man die Entstehung des Lagh da Caralin betrachtet. Der im Jahr 2023 eine Länge von ca. 475 m und eine Breite von ca. 200 m aufweisende See war im Jahr 2000 noch nicht existent! (s. Zeitreise – Kartenwerke – swisstopo).
Kotierung der Forcula dal Cambrena:
Die Angaben zur genauen Lage der Forcula dal Cambrena und ihrer Höhenkotierung in den Clubführern des SAC und CAI sind nicht kongruent bzw. unscharf (Alpinführer Bündner Alpen Band 6, Bernina-Massiv und Valposchiavo [Pierino Giuliani, 6. Auflage, SAC-Verlag, 2007]; Clubführer des SAC Bündner Alpen Band V, Bernina-Gruppe [verfasst von Marcel Kurz, 3. Aufl. neu bearbeitet von Otto Kaiser, Verlag des SAC, 1973]; Clubführer des SAC Bündner Alpen V. Band, Bernina-Gruppe [verfasst von Marcel Kurz, Revision der 2. Aufl. H Tegtgel, SAC 1954/1955]; Guida dei Monti d’Italia, Guida Bernina [N. Canetta, G. Miottti, Club Alpino Italiano e del Touring Editore S.R.L, Milano, 1996]).
Im SAC-Führer 1954/1955 wird die Forcula dal Cambrena mit 3382 m kotiert, ebenso im Kleinen Führer, Berninagruppe (W. Flaig, 1973), während im Clubführer des SAC von 1973, im Alpinführer Bündner Alpen 5, 2007 und im Guida dei Monti d’Italia, Guida Bernina (N. Canetta, G. Miottti, Club Alpino Italiano e del Touring Editore S.R.L, Milano, 1996) die Forcula dal Cambrena mit 3373 m kotiert wird. Andererseits wird die Forcula dal Cambrena im Alpinführer Bündner Alpen Band 6, Bernina-Massiv und Valposchiavo (Pierino Giuliani, 6. Auflage, SAC-Verlag, 2007) in einem Foto dieses Führers auf S. 253 einer Scharte zugewiesen, die dem P. 3385 m entspricht.
Auch in der aktuellen digitalen Version der Schweizer Landeskarte (https://map.geo.admin.ch/?topic=swisstopo, Zugriff am 17.10.2023) wird – bei entsprechender Vergrößerung – offen gelassen, ob der P. 3372 m oder der P. 3385 m die Forcula dal Cambrena darstellt.
Eine Option wäre, den P. 3372 m als Forcula dal Cambrena Ost (= östliche Forcula dal Cambrena) und den P. 3385 m als Forcula dal Cambrena West (Vest) (westliche Forcula dal Cambrena) zu bezeichnen. Als Übergang von Nord nach Süd bzw. in umgekehrter Richtung haben die beiden Scharten aufgrund der abschmelzenden Gletscher mit Freilegung steiler und gefährlicher Fels- und Geröllpartien auf der Südseite wahrscheinlich nur geringe Bedeutung.
Literatur
Giuliani P, Alpinführer Bündner Alpen 5, Bernina-Massiv und Valposchiavo
6. Aufl., SAC Verlag, 2007
Kaiser O, Kurz M, Bündner Alpen Band V, Bernina-Gruppe, 3 Aufl., Verlag des SAC, 1973
Tegtgel, O, Kurz M, Clubführer durch die Büdner Alpen V. Band, Bernina-Gruppe, 2. Aufl., Schweizer Alpenclub, Sprecher, Eggerling & Co, Chur, 1954/1955
Canetta, G, Miottti N, Guida dei Monti d’Italia, Guida Bernina, Club Alpino Italiano e del Touring Editore S.R.L, Milano, 1996
Flaig W, Kleiner Führer Bernina-Gruppe, 6. Aufl., Rother, München, 1973
Karten
Landeskarte der Schweiz 1:25.000, Bl. 1278, La Rösa
Steigeisen, Eisbeil, ggf. Seil
Verhältnisse zu dieser Route
Aktuelle Verhältnisse in der Umgebung
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Piz Caral (3421m)
Piz Caral. Von Alp Grüm zur Forcula dal Caral und über den NO-Grat. Abstieg über obersten S-Grat, SW-Flanke und S-Seite des Piz Cambrena zum Lagh da Caralin u. zurück zur Alp Grüm
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