Bei der Route handelt es sich im Prinzip um die rasiermesserscharfe 400 m lange Kante (Melser Sporn), die südlich vom Gonzen nach Mels runterzieht. Die Linie ist (geometrisch) spektakulär und leicht erreichbar. Die Route ist sehr gut abgesichert. Der Fels ist oft schön und interessant strukturiert, aber nicht immer solide. Es hat in den leichteren Passagen viel Vegetation (auch wenn die Latschen sehr sauber ausgesägt sind). Wer sich davon nicht schrecken läßt findet hier eine runde, lange Tour mit eindrucksvollen Ausblicken und hohem Erlebniswert, einschließlich Gipfelerlebnis (wenn man das Annegrethli mitnimmt).
Das Topo ist ausgezeichnet und beschreibt die Route exakt. Daher hier nur kurze Anmerkungen: Start ist nicht in der Erdrinne, sondern an der Schuppe L davon. Man kommt so sehr schön in die Wand. Am Ende der SL liegt kurz vor dem Stand eine riesige latsche, die von weit oben runtergefallen ist. Man umklettert die links. Man muss dann zur Standkette nochmal deutlich R halten (oder man macht direkt am ersten Zwischenhaken von SL2 Stand (empfehlenswert). SL3: crux am 1. Bh. Toller Fels. SL4: crux am 2. Bh. Recht nett und durchgehend Kletterei an Zangen und senkrechten Schlitzen. Nicht alles fest, aber gut gesichert und nichts Splittriges. SL5, an der großen Latsche (Steilaufschwung) auf jeden Fall L vorbei. SL6: vom Stand nach R oben bis zu Schlinge hoch in Latschenast (die hält nichts, sorgt aber für gute Seilführung, da danach ein kurzer Abstieg nach R erfolgt (geschichtete Platten). Danach über plattiges, leicht brüchiges Gelände nach oben. SL7: nur am Anfang noch Kletterei, dann leicht und weiter, weiter, weiter... bis zu Schlinge an Baum (Stand). SL8: erstaunlich nett an scharfer Gratschneide. SL9: das Highlight der Tour, toller Gendarm, perfekter Fels. Man kann relativ gut SL10 direkt anschließen: erst nette Plattenquerung, 2 Bh, absteigend, dann an einer Piazschuppe nach oben und R haltend zu großem Block und Ausstieg am Grat (Stand am Block, oder Baum). Hier ausseilen und ab in den Wald oder Abenteuer Teil II: den Reitgrat entlang.
Abstieg:
Man täusche sich nicht, vor allem bei unsicherem Wetter. Die Route ist nach SL10 mitnichten vorbei. Für den typischen Sportkletterer kommt jetzt der anspruchsvollste Teil. Anfangs folgt man leichten Spuren und abgesägten Ästen, teils oben am Grat, teils in der W-Flanke. Dann wird der Grat sehr schmal (10-20 cm) und auf einer Seite geht‘s 200 m runter. Man kann da drüberreiten, Seil nutzen und an Bäumen zwischensichern. Vermutlich ganz cool, aber wir hatten das Gefühl, dass es schneller und einfacher in der W-Flanke geht. Dort waren gute Bänder, die man ganz gut ohne Seil entlanggehen konnte. Bei Nässe ist das vermutlich auch nicht ganz ideal (man kann da alleweil auch mal 100 m runterpurzeln). Zum Schluss führen die Bänder zu einen Couloir (gut gangbar, solide Wurzeln), das zur Scharte vor dem Annegrethli hochführt. Dort nicht zu weit nach O absteigen. Eher höher auf die S-Verschneidung zuhalten, bis man auf den klaren Weg trifft.