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HochtourAusgezeichneter Eintrag
2 Personen
Hauptziel erreicht
Die Tatsache, dass die Aktivitäten des Italienischen Alpenclubs ihre Anfänge in den Lanzotälern fanden, hebt deren wirtschaftliche Bedeutungslosigkeit nicht auf, und zwar damals wie heute. Dem Besucher dieser landschaftlich sehr reizvollen und wunderbar ruhigen Täler wird auffallen, dass die ansehnlichen, idyllisch wirkenden Dörfer nahezu ausgestorben zu sein scheinen. Es dominiert das Bild einer völlig überalterten Bevölkerung , oft nur sporadisch geöffneten Restaurants und Minigeschäften, sowie verschlossenen Fensterläden, die sommers nur mal an den Wochenenden aufgeklappt werden, wenn die ursprünglichen Bewohner oder deren Enkelkinder zur Erholung von der Stadt in ihre einstigen Heimatdörfer zurückkehren.
Eine erste touristische Erschließung erlebten die Täler am Ende des 19. Jahrhunderts bis hin zum 2. Weltkrieg, als die turiner "Gesellschaft", der damaligen Mode entsprechend, hier ihre Wochenend- und Urlaubsresidenzen schuf. Einige dieser einstigen "Sommerpaläste" kann man heute noch bewundern. Von touristischen Großprojekten sind die Lanzotäler bis zum heutigen Tag glücklicherweise verschont geblieben. Dafür scheint sich in jüngerer Zeit zunehmend ein "sanfter" Tourismus zu etablieren. Der Fernwanderweg „Grande Traversata delle Alpi (GTA)“ bietet in einem seiner Teilabschnitte einen Streifzug quer zu den Lanzotälern und vermittelt dem wanderfreudigen Touristen einerseits großartige Erlebnisse in wunderschönen Berglandschaften, schärft jedoch zugleich auch dessen Blick und Verständnis für die Konsequenzen des sukzessiven Niedergangs eines traditionell ohnehin strukturschwachen Lebens- und Kulturraumes.

Geographisch betrachtet, wird dieser Teil der Westalpen den Grajischen Alpen zugerechnet. Alle drei Täler schneiden, vom namensgebenden Städtchen Lanzo ausgehend, tief und lang ins Hochgebirge ein und stoßen in ihren Talabschlüssen auf den vergletscherten Alpenhauptkamm. Diese Tatsache erweckt auch das Interesse des Hochtourengehers, und somit bietet sich auch die Möglichkeit, die spannende und atemberaubend schöne Gegend der Lanzotäler „bergsteigend“ zu erkunden. So hatten wir mit Unterstützung des passenden Wetters das Glück, in einer erlebnisreichen Tourenwoche einen Blick in alle drei Täler werfen zu können und von jedem Tal aus je einen Hochgipfel zu erreichen.

In der Woche vom 30. Mai bis zum 6. Juni erlebten wir ein praktisch täglich sich wiederholendes Wetterphänomen, welches im italienischen Bereich des Alpenbogens rund um die Poeben häufig anzutreffen sein soll. Nach klarer Nacht und einem zunächst wokenfreien frühen Morgen bilden sich rasch die ersten Wolken aus und bereits in den fortgeschrittenen Morgenstunden hüllen sich die Gipfel in Wolken. Dieser Zustand kann sich allerdings ab dem späten Nachmittag oder dem frühen Abend nochmals ändern und nicht selten sieht man vom Tal aus im letzten Sonnenlicht zu komplett freien Gipfeln auf. Der Ursprung dieses Wolkendunstes scheint in der Poebene zu liegen. Klar ersichtlich wird dies, wenn man auf einem 3500 Meter hohen Gipfel steht und auf die italienische Seite zu nur noch in eine wabbelnde Wolkenküche blickt, wohingegen man auf der französischen Seite die besten Aussichten genießt.
Niederschläge blieben die ganze Woche über aus. Nachts war es meist klar, aber dennoch blieb es warm. Dies bewirkte, dass die ab ca. 2600 Metern üppigen Schneemengen nie vernünftig durchfrohren und das Gehen von Beginn an erschwert wurde. Die mitgenommenen Schneeschuhe konnte dabei über manchen sonst kraftraubenden Hatscher hinweghelfen. Achtung: bezüglich der Verwendung von Schneeschuhen in hochalpinen Einsätzen warne ich vor der oft hohen Abrutschgefahr, und zwar auch bei den besseren Modellen mit ausgeprägten Krallen! Gerade bei steilen Querungen oder Abstiegen durch Steilhänge mit Absturzgefahr sollte man sich rechtzeitig für einen Weitergang zu Fuß oder mit Steigeisen entschließen.
Alle drei von uns besuchten Berghütten waren noch nicht bewirtschaftet. Es stand aber immer ein Winterquartier zur Verfügung. Kocher und Essgeschirr sind mitzubringen, und im eigenen Interesse auch ein Hüttenschlafsack. In den Talabschlüssen war das freie Zelten zumindest um diese Jahreszeit kein Problem.

Das Val di Vù ist das südlichste der drei Lanzotäler. Satte 40 km fährt man von Taleingang hinter Lanzo bis hinauf zum Stausee Lago di Malciaussia. Zum Schluß hin wird das enge Sträßchen besonders steil und kurvenreich.

Aufgrund einer schlußendlich doch nicht eingetroffenen Wettervorhersage entschlossen wir uns, die Rocciamelone vom Lago di Malciaussia (1805 m) aus zu besteigen und erst im Abstieg in der Hütte zu übernachten.

Im oberen Teil des Hüttenzustieges schlummerten noch einige Schneefelder, von denen uns eines aufgrund der Steilheit und es Ausmaßes kritsch schien. Eine Vierergruppe Italiener hatte die Nacht auf der Hütte verbracht. Wir trafen sie während unseres Aufstieges. Als wir am folgenden Tag das o.g. Schneefeld wieder erreichten, entdeckten wir prompt einen abgebrochenen Wanderstock und eine Rutschspur. Wir konnten uns allerdings davon überzeugen, dass dieser Unfall wohl glimpflich abging.

Ab der Hütte und auf dem Gipfel trafen wir keine weiteren Personen mehr an. Wir erreichten den Gipfel am 31.05.2015.
Einfacher, wenn der Schnee weniger wird. Dann wird allerdings der Bevölkerungsreichtum zumindest auf dem Gipfel zunehmen.
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Letzte Änderung: 12.06.2015, 15:57Aufrufe: 3097 mal angezeigt

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Rocciamelone (3538m)

Nordgrat ab Rifugio Tazzetti

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