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Sazmartinshorn

2827m

Gipfel
Sazmartinshorn
Sazmartinhorn
2827 m
CH - Glarus - St. Gallen
747487 | 201037
46:56:39:N | 9:22:34:E
46.9442 | 9.37611
Massige, markante, dreiseitige Pyramide mit zwei annähernd gleich hohen Gipfeln. Der etwas nach Nordnordost versetzte Hauptgipfel mit Steinmann und Gipfelbuch weist eine Höhe von 2827 Meter auf, der etwa 100 Meter davon entfernt aufragende Südgipfel eine solche von etwa 2825 Meter.
Das Sazmartinhorn ist nach dem Pizol (2844 m) die zweithöchste Erhebung im Bergkamm zwischen Seez und Tamina.

Aufbau:
Ein kurzer, steiler und sehr brüchiger Nordnordostgrat senkt sich vom Hauptgipfel zum Piltschinasattel.
Ein kurzer, flacher, aus Schutt und Platten bestehen-der Westgrat zieht vom Hauptgipfel zum Marchtalsattel (2656 m).
Der lange, flache Südgrat, der beim Rot Plättli nach Südosten umknickt, verläuft vom Südgipfel über den First zum Gigerwaldspitz.
Die Ost- und Nordwestflanken sind wandartig, die Südwestflanke hingegen weist bis weit zum Gipfel empor Schutt auf.

Gestein:
Sardona-Flysch.

Normalweg zum Hauptgipfel:
Aus dem Marchtal über den Westgrat.

Normalweg zum Südgipfel:
Vom Tersol oder vom Brändlisberg aus über den Südgrat.

Erste dokumentierte Besteigung:
15.8.1864 - Mitglieder der Sektion St.Gallen des SAC, mit Führer Ch.Hobi.
Der regionale SAC-Führer weist seit der Erstausgabe aus dem Jahr 1916 den Westgrat zum Hauptgipfel als Route der Erstbegeher auf.
Die auf der Webseite des SAC St.Gallen veröffentlichte Beschreibung der Unternehmung hingegen lässt Spielraum für Interpretationen hinsichtlich der gewählten Route. Aufgrund der Tatsache, dass der Hauptgipfel - da abgewandt in die Nordseite des Berges versetzt - aus dem Gebiet der Alpen Egg und Brändlis-berg her gar nicht einsehbar ist, scheint als Route der Erstbegeher der Südgrat zum Südgipfel wahrscheinlicher.

Nachfolgend die Schilderung der Besteigung:
Man startete am 14.8.1864 in Mels und wanderte bei schlechtem Wetter über Weisstannen zur Alp Unterlavtina, wo man die Nacht verbrachte.
Bei etwas besserem Wetter wurde am Folgetag das Gipfelziel, der bis anhin unbestiegene Pizol, angegangen.
Auf des Führers Hobi Anraten wurde nun ein leichterer aber längerer Weg, als anfänglich bestimmt war, eingeschlagen, nämlich durch den südlichen Talarm des Val-Tüsch hinan aufs Heidelspitzjoch, dann in östlicher Richtung um die vom Piz Sol westwärtsreichende Gratkette herum, um von der Südseite zu dieser Spitze hinan zu gelangen.
Endlich an der Bergfalte angelangt hatten sie gerade vor sich den nackten Verrucanokopf. Munter wurde über den steilen Grat geklettert und nach einer kleinen Stunde der Sattel erreicht und sie stiegen dann nach Norden gegen den Gipfel auf. Kaum 100 Fuss unter demselben entdeckte man in nördlicher Richtung durch eine tiefe, wilde Schlucht getrennt noch eine nebelfreie Spitze, die etwas höher zu sein schien.

Der 'nackte Verrucanokopf' lässt sich eindeutig als Südgipfel identifizieren, die 100 Fuss unter dem Gipfel durch eine 'tiefe, wilde Schlucht' getrennte, etwas höhere Spitze lässt auf den Hauptgipfel des Sazmartinhorns schliessen, könnte aber auch der Pizol sein.
Man hatte nämlich versehentlich den Brändlisberg, wie das Sazmartinhorn damals genannt wurde, bestiegen.
Der Frust dürfte noch gewachsen sein, als man nach der Rückkehr feststellen musste, dass Emil Frey-Gessner von der Sektion Aarau des SAC am gleichen Tag kurz nach 7 Uhr morgens den Pizol erreicht hatte.

Panorama:
Von Nordwest bis über Norden bauen sich die Appenzeller Alpen in schönem Bild, der Pizol verwehrt dann aber auf Grund seiner Lage und Höhe den Blick auf das Rheintal.
Von Nordost bis Ost zeigt sich das Rätikon, dahinter das Bregenzerwald- und das Lechquellengebirge, die Allgäuer und Lechtaler Alpen, das Verwall und die Samnaungruppe.
Von Ost bis Süd folgen erst über der Silvretta die Ötztaler Alpen und die Sesvennagruppe, dann über den Albulaalpen und der Plattagruppe die Ortler- und Berninaalpen.
Von Süd bis West sperren anschliessend die wesentlich höhere Ringelkette und das Sardonamassiv die Sicht. Nur um den Piz Sax öffnet sich der Durchblick über die Tessiner Alpen hinweg in die Walliser Alpen auf das Täschhorn und den Dom einerseits und das Zinalrothorn, die Dent Blanche und das Weisshorn andererseits.
Von West bis Nordwest schliessen erst die Urner Alpen, der Bös Fulen und das Glärnischmassiv die Rundsicht ab, dann öffnet sich die Fernsicht bis in die über 200 Kilometer entfernten Höhenzüge der Vogesen und des Feldbergs.

Namensgebung:
Saz wird hergeleitet vom romanischen 'sais' oder 'ses', was 'Stein' bedeutet. Mit dem Zusatz 'Martin' ergibt dies 'Martinsstein'. Den Namen bezieht der Gipfel wohl von der oberhalb St.Martin im Calfeisental gelegenen Alp Brändlisberg.
Diese wird im Jahre 1515 als 'des heiligen St.Martins Berg', als 'Berg' oder als 'Alp oberhalb St.Martin' urkundlich erwähnt und gehörte mehrere hundert Jahre lang zum Kirchengut von St.Martin.
1557 geht die Alp an den Schäniser Hauptmann Brendly über, 1559 wechselt der Name zu 'Alp Berg', 'Winsersberg' oder 'Wimsersberg'. 1593 erscheint sie wieder als 'des hl. St.Martisberg'. 1614 ändert der Name auf 'des Brändlis seligen Berg', ab diesem Zeitpunkt wird sie dann mehrheitlich 'Brändlisberg' genannt.
Der Gipfel war lange Zeit unter den Namen Brändlisberg oder Brändlisspitz bekannt.
Die erste Ausgabe des SAC-Clubführers durch die Bündner Alpen von 1916 führt ihn dann unter dem Namen Sazmartinhorn. In der Siegfriedkarte taucht er aber erst ab 1940 auf. Um 1990 hat dann schliesslich noch jemand dem Sazmartin ein eigentlich überflüssiges 's' angehängt.
Auch mit der Höhenmessung hatte man so seine liebe Mühe. Bis nach 1920 wurde der Gipfel mit einer Höhe von 2829 Meter geführt, dann wuchs er auf 2848 Meter und wurde so zum höchsten Punkt der Gipfel zwischen Seez und Tamina erkoren. Um dann ab etwa 1960 wieder auf 2827 Meter zu schrumpfen und seine Stellung an den Pizol abzutreten.

Eigenständigkeit des Gipfels - Prominenz: 239 m
Bezugsscharte: Piltschinasattel (2588 m)
Prominence master: Pizol (2844 m)
Definition: Meter über dem tiefsten Punkt zur nächsthöheren Erhebung.

Eigenständigkeit des Gipfels - Dominanz: 1.8 km
Dominance master: Pizol (2844 m)
Definition: Abstand zum nächstgelegenen, gleich hohen Punkt am Fuss oder Hang eines höheren Berges.

Jagdbanngebiet Graue Hörner:
Dieser Gipfel liegt an der Grenze zum wildreichen Eidgenössischen Jagdbanngebiet Graue Hörner.
Mit dem Beginn des Einwinterns muss aus Rücksicht auf die hier überwinternden Tierbestände bis zum Zeitpunkt der Schneeschmelze im Frühsommer jegliche Tourenaktivität aus Richtung des Calfeisentals und des Weisstannentals unterbleiben.
Detaillierte Informationen zu bestehenden Einschränkungen sind unter folgender Webseite abrufbar: http://www.wildruhezonen.ch
Auch in der restlichen Jahreszeit sollte es eigentlich selbstverständlich sein, sich am Berg derart zu verhalten, dass die Tierwelt möglichst wenig gestört wird.
Letzte Änderung: 19.10.2024, 15:37Alle Versionen vergleichenAufrufe: 40020 mal angezeigt

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